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Der VR-Effekt: Exposition in Virtual Reality bei Spritzenphobie

In diesem Fallbeispiel begleiten wir einen 28-jährigen Masterstudenten im Verlauf einer Virtual Reality-gestützten Psychotherapie: Nach einer Coronainfektion und den damit verbundenen Ängsten setzte seine Therapeutin  Virtual Reality ein, um seine Spritzenphobie zu überwinden.


Warum Virtual Reality als Behandlungstool gewählt wurde, wie die Vorbereitung darauf aussah und welche Ergebnisse erzielt wurden, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten dieses Berichts.

Beitragsübersicht

In unserer Reihe “Der VR-Effekt” stellen wir Ihnen anonymisierte Fallbeispiele aus der psychotherapeutischen Praxis in Interviewform vor. So erhalten Sie einen Einblick, wie genau virtuelle Therapieszenarien bewährte Methoden der Psychotherapie unterstützen können.

Wo und mit welchen Schwerpunkten sind Sie therapeutisch tätig?

“Angestellt in einer psychotherapeutischen Praxis.”

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Webinar on demand VR in der Psychotherapie

Wie war die Ausgangssituation bei Ihrem:Ihrer Patient:in, von dem Sie hier berichten?

“Der Patient war ein Masterstudent, 28 Jahre alt. Er kam zunächst wegen Krankheitsängsten, die sich in Folge einer Coronainfektion entwickelt hatten. Er hatte sich schon zu Beginn der Pandemie angesteckt; damals gab es kaum Informationen zur Gefährlichkeit der Erkrankung. Die Situation in Isolation und mit spärlichen Infos des Gesundheitsamtes (“Wenn Sie keine Luft mehr bekommen, rufen Sie den Notruf.”) hatte er als stark belastend erlebt (Kontrollverlust, Ohnmacht). Bis zur Coronainfektion war der Patient nach eigenen Angaben “gut durchs Leben gekommen”.”

Warum haben Sie Virtual Reality als Behandlungstool gewählt? Was wäre die Alternative gewesen und wieso haben Sie sich nicht für die Alternative entschieden?

“Der Einsatz von Virtual Reality hat sich erst im Laufe der Therapie ergeben. Zu Beginn der Therapie hatte ich zwar von VR-Brillen bei Ängsten durch eine TV-Dokumentation gehört, jedoch noch keine eigene VR-Brille angeschafft.
Daher verfolgte ich zunächst den “klassischen Behandlungsweg”.


Fokus der Therapie war zu Beginn die Behandlung der Krankheitsangst. Nach der Psychoedukation (Teufelskreis, Rückversicherung, Body-Checking, etc.) lag der Schwerpunkt zunächst auf kognitiven Techniken, etwa der Disputation von Krankheitssorgen etc.


Wichtig war auch die Erarbeitung des Störungsmodells. Hilfreich war dabei auch eine EMDR-Sitzung, mit der die in der Wahrnehmung des Pat. als “traumatisch” erlebte Situation während des Telefonates mit dem Gesundheitsamt behandelt wurde. In der Situation mit dem Gesundheitsamt wurde ein wichtiger Grundpfeiler des Patienten erschüttert: “Ich habe die Kontrolle verloren”, “Ich bin ohnmächtig”). Die Bedeutung der Kontrolle ließ sich gut biografisch einordnen.


Nach der Erfahrung mit der Infektion wollte sich der Patient dann gegen Covid-19 impfen lassen und es wurde deutlich, dass ein guter Teil der Krankheitsängste auch mit der bereits seit Kindheit bestehenden Spritzenphobie verbunden war.
Auch hier erfolgte zunächst eine Psychoedukation und auch die Einübung der “applied tension”-Methode in Vorbereitung auf eine zukünftige Impfung oder Blutabnahme.


Nach der Aufstellung einer Angsthierarchie wurden zunächst Expositionen in sensu und dann in vivo mit medizinischen Instrumenten und Material durchgeführt (Erste-Hilfe-Koffer aus und einräumen, Spritze mit Wasser aufziehen, über den Arm laufen lassen etc.).


Der Patient zeigte bei den Expositionen im Therapieraum deutliche Angstsymptome, die Reaktion schwächte sich mit jeder Wiederholung gut ab. Zusätzlich machte der Patient Expositionen in Eigenregie zwischen den Sitzungen (im Drogeriemarkt, am Regal Pflaster anschauen).


Trotz der Fortschritte zeigte der Patient jedoch weiterhin starkes Vermeidungsverhalten hinsichtlich der eigentlichen Impfung. Eine Exposition in einer Arztpraxis, durch mich begleitet, stellte ich mir damals zu aufwändig vor.

In dieser Zeit hatte ich mir eine VR-Brille zugelegt und den Zugang zur VirtuallyThere Mediathek freigeschaltet. Damit war die Chance für den ersten Einsatz gegeben.

Die Alternative wäre für mich die Fortsetzung von in sensu Expositionen und dann eine lange Motivierungsphase für die Umsetzung von Expos in vivo in Eigenregie gewesen.

Wie sind Sie in der Verwendung von VR genau vorgegangen (Vorbereitung, Verwendung, Nachbereitung) und was waren die Ergebnisse für den Patienten & Sie?

Ich hatte die Brille zunächst bei mir zu Hause und alle Familienangehörigen haben begeistert ausprobiert; es konnten einige ungeahnte spezifische Phobien aufgedeckt werden 😉 Bevor ich dem Patienten von der Möglichkeit erzählte habe, dass auch VR in der Therapie eingesetzt werden könnte, hatte ich mir die Videos aus der Kategorie Medizin, Besuch einer Arztpraxis, Blutabnahme selbst einige Male angeschaut, um den Ablauf gut zu kennen und mögliche Wirkungen abschätzen zu können.

Aus meiner Erfahrung mit EMDR wusste ich von mir, dass ich am besten beginnen muss, bevor sich Zweifel und Unsicherheiten überhaupt breit machen können. Also nach dem Motto “Einfach ausprobieren!” Hilfreich war, dass ich beim Patienten eine gewisse Lockerheit und Neugier für alle bisher durchgeführten Interventionen gesehen hatte und oft auch Humor ein wichtiger Baustein in der Behandlung war. Ich beschränkte daher die Vorbereitung auf den Hinweis auf Motion Sickness, holte mir ein schriftliches Einverständnis, vereinbarte ein Stoppsignal und los ging es.


Die Technik funktionierte direkt gut, meine eigeneNervosität (wegen der Technik) war direkt weg, als ich merkte, dass der Patient direkt Angstsymptome zeigte (Schwitzen, Herzklopfen, etc.), er also gut eintauchen konnte in die Szene.
Wir wiederholten das erste Video (Arzt zugewandt) über mehrere Sitzungen hinweg; die Angstreaktion schwächte sich in der jeweiligen Sitzung, aber auch im Verlauf mehrerer Sitzungen deutlich ab.


Gut war, dass wir auch innerhalb eines Videos unterschiedliche Stufen der Angsthierarchie einbauen konnten (zunächst nicht auf die Armbeuge schauen, dann hinschauen, etc.).
Die Expositionsphase mit der Brille ging über 7 Sitzungen hinweg, inklusive zweier Doppelstunden.

Der Patient fühlte sich danach bereit, einen Termin für eine Coronaimpfung zu vereinbaren. Er konnte die Situation gut für sich aushalten, erlebte eine moderate Anspannung, jedoch keine überflutende Panik so wie zuvor. Er kam sichtlich stolz in die nächste Sitzung, mit dem Kleber im Impfausweis.


Es folgten mittlerweile zwei weitere Impfungen. Die letzte vor wenigen Wochen.

Der Patient war selb überrascht vom Erfolg der Behandlung (“ich hätte nie gedacht, dass ich mich einfach so impfen lasse und mich schon fast auf die nächste Impfung freue, das ist echt irre”). Die Impfung ist für eine Reise wichtig, steht daher für die Freiheit, die der Patient wiedergewonnen hat. Den Einsatz der VR-Brille hat er als wichtigen Baustein wahrgenommen. Die Spritzenphobie konnte erfolgreich behandelt werden. Der Patient erlebt diesbezüglich keinen Leidensdruck mehr.


Mich hat der Einsatz der VR Brille auch überzeugt. Gerade die Behandlung der Blut- und Spritzenphobie ist wirklich aufwendig, da man eine gute Kooperation mit einer Hausarztpraxis braucht und die Expos im realen Leben einfach nicht wirklich wiederholt werden können. Also hier sehe ich das größte Plus.
Positiv habe ich auch erlebt, dass man die VR perfekt in den Gesamtbehandlungsplan integrieren kann. Die Technik ist wirklich bewältigbar.

Was hat sich für Sie in der Arbeit mit Virtual Reality besonders bewährt?

“Es ist gut, die Videos selbst gut zu kennen. Ich hatte auch mal ausprobiert, dass Video auf dem Smartphone mitzuverfolgen, auch mal über die Spiegelfunktion nachgedacht, aber meine Erfahrung ist, dass ich mich auf die Reaktion des Patienten konzentrieren will und das vollkommen ausreicht – wie in einer realen Exposition eben auch. Bewährt hat sich, die Patienten zwar über die Idee hinter der VR-Brille zu informieren und kurz auf ein Stoppsignal und Motion Sickness hinzuweisen, aber auch nicht zu viele Informationen zu geben. Meine Erfahrung ist, dass das eher Erwartungsängste schürt (“oh, da kommt jetzt aber etwas auf mich zu”). Aus diesem Grund denke ich auch darüber nach, die Einverständniserklärung mitsamt Unterschrift durch eine kurze Einladung zum Ausprobieren inklusive der o.g. kurzen Hinweise zu ersetzen.

Wozu nutzen Sie die VR-Brille vor allem? Was hat sich dadurch für Sie verändert?

“Behandlung der Blut- und Spritzenphobie, soziale Phobie, Prüfungsangst. Durch den Einsatz der VR-Brille habe ich ein weiteres Werkzeug – bisher v.a. für die Behandlung von Ängsten – zur Hand. Es lässt sich gut in den Gesamtbehandlungsplan einbauen. Ich hatte mich damals auch für die VT entschieden, weil ich den aktiven Part als Therapeutin gut fand; nicht nur im Sessel sitzen, sondern auch mal Übungen mitmachen, aufstehen, den Raum nutzen. In der Ausbildung war ich von den Expos in vivo begeistert und hatte mir vorgenommen, das oft zu machen. Der Praxisalltag ist dann doch oft ein anderer. Ein Patient folgt auf den nächsten, die Expos im öffentlichen Raum machen nur einen Bruchteil der Sitzungen aus. So hatte ich mir das doch nicht vorgestellt.

Mit der VR-Brille kann ich jetzt so häufig Expositionen anbieten, wie ich es auch als zielführend sehe; einfach, weil es sich leicht umsetzen lässt. Und was ich auch mag: Die Patienten haben immer auch gute Laune, finden sich mit der Brille auf der Nase auch etwas lustig. Es lockert auch die Stimmung auf.

Was würden Sie einem:einer Kolleg:in sagen, der:die sich für Virtual Reality interessiert?

“Es ist wirklich eine große Zeitersparnis bei der Durchführung von Expos.

Zwar erfordern die Brille und Nutzung der Mediathek eine gewisse Investition, aber es lohnt sich. Vor allem, wenn man sich erstmal an den Einsatz der Brille gewöhnt hat und sie griffbereit unkompliziert zum Einsatz kommen kann. Es bereichert den Therapiealltag sehr, das ist das Geld wert. Ich ermutige daher: Probiere es einfach aus.

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