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Angst überwinden, Gesundheit sichern: Therapie einer Blut- und Spritzenphobie bei einem jugendlichen ADHS-Patienten

In diesem Fallbericht stellen wir den Einsatz von Virtual Reality in der verhaltenstherapeutischen Behandlung eines jugendlichen Patienten vor. Der Therapiefokus lag auf der Überwindung einer Blut- und Spritzenphobie, die durch regelmäßige medizinische Untersuchungen notwendig wurde. Der Bericht beleuchtet die Ausgangssituation, die Entscheidungsfindung zugunsten von VR, den konkreten Therapieablauf sowie die erzielten Ergebnisse, um die Wirksamkeit und Praxisnähe dieser innovativen Methode zu veranschaulichen.

 

Aber lesen Sie selbst…

Beitragsübersicht

In unserer Reihe “Der VR-Effekt” stellen wir Ihnen anonymisierte Fallbeispiele aus der psychotherapeutischen Praxis in Interviewform vor. So erhalten Sie einen Einblick, wie genau virtuelle Therapieszenarien bewährte Methoden der Psychotherapie unterstützen können.

Wo und mit welchen Schwerpunkten sind Sie therapeutisch tätig?

“Ich arbeite in eigener Praxis mit Kassenpatient:innen im Bereich Verhaltenstherapie.

Wie war die Ausgangssituation bei Ihrem Patient, von dem Sie hier berichten?

“Die Eltern meldeten den jugendlichen Patienten (14 Jahre) zum Erstgespräch an mit dem Therapieauftrag, seine Blut- und Spritzenphobie zu behandeln. Der Junge leidet an ADHS und benötigt regelmäßige Blutentnahmen, um die Medikation weiterführen zu können. Nachdem mein Patient die beiden letzten Blutentnahmen aufgrund von Angst, Schwindel, Ohnmachtsgefühlen als sehr aversiv erlebt hatte, ließ er sich seit Wochen nicht zu der notwenigen nächsten BE überzeugen. Diese Angst zu überwinden war formuliertes Ziel der gesamten Familie.”

Warum haben Sie Virtual Reality als Behandlungstool gewählt? Was wäre die Alternative gewesen und wieso haben Sie sich nicht für die Alternative entschieden?

“VR erschien mir in diesem Fall die perfekte Variante, Exposition zu ermöglichen. Alternativ hätte ich den Patienten auch zum Blutspendedienst o.ä. begleiten können, jedoch war es gerade die Aussicht des Patienten, wirklich selbst Kontrollle über die Situation zu haben und dies in einem geschützen, unbeobachteten Rahmen, die es sehr leicht machte, den Jugendlichen von der VR-gestützen Expo zu überzeugen. Zudem war gerade die “technische Heransgehensweise” der Aspekt, den der Junge spannend fand und der vielleicht zum “Motivator” der Behandlung wurde.

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Webinar on demand VR in der Psychotherapie

Wie sind Sie in der Verwendung von VR genau vorgegangen (Vorbereitung, Verwendung, Nachbereitung) und was waren die Ergebnisse für den Patienten & Sie?

“Zunächst legte der Patient sein persönliches Ziel fest nämlich: “Ich will die nächste Blutentahme schaffen”.

 

Nach der Entwicklung eines eigenen Störungsmodells folgte die Psychoedukation zu Angst sowie zum kognitiven Modell. Die Identifizierung und Disputation des Angstgedankens und die Entwicklung eines Mutgedankens fielen dem Jugendlichen leicht. Wir verankerten diesen hilfreichen Gedankens u.a. mit der Übung “Position of Power”. Über die Methode des “applied tension” erlebte er sich als selbstwirksam, was seine positive Erwartungshaltung für die Exposition stärkte.

 

Nach dem Visualisieren über die “Angstleiter”, war der Weg für die graduierte Exposition frei. Zunächst kauften wir gemeinsam in der Apotheke das Material und schauten es uns in der Praxis genauestens an, von den Tupfern bis zu den verschiedenen Kanülgrößen. Die Angstsymptome zeigten sich deutlich, jedoch konnte der Jugendliche über die Habituationserfahrungen Zutrauen fassen, dass die Angst auch bei den nächsten Übungen nachlassen würde.

 

Die tatsächliche Blutentnahme bearbeiteten wir durch mehrmalige Konfrontation in-sensu rein in der Vorstellung, als nächster Schritt folgten dann die VR-Filme zu Blutentnahme im Wartezimmer und bei der Blutentnahme selbst, während der wir möglichst realistische Bedingungen schafften, wie zum Beispiel während dem Schauen mit Tupfer desinfizieren, die Kanüle an die Haut halten und so weiter.

Technisch nutzte ich zwar nicht die Spiegelfunktion, ließ mir aber von meinem Patienten berichten, was in dem Video passierte und was er wahrnehmen konnte, so dass ich zeitlich passend die entsprechenden Reize schaffen konnte.

 

Was mich sehr überraschte: Den Film für die Blutentnahme mussten wir schließlich nur zwei Mal einsetzen. Anscheinend reichte dem Jungen die positive Erfahrung, es unter diesen realistischen Bedingungen “durchgehalten” und über die applied tension mit “unter Kontrolle” zu haben, dass er selbstüberzeugt seinen Eltern vorschlug, es jetzt “in echt” beim Arzt zu versuchen. Was ihm dabei wichtig war: Er schaffte es alleine, ohne das Beisein seiner Eltern, so berichtete er im Nachhinein in unserer Sitzung. Damit war für ihn der Therapieauftrag erledigt, wir benötigten die weiteren KZT-Stunden nicht mehr.

Was hat sich für Sie in der Arbeit mit Virtual Reality besonders bewährt?

“Bewährt hat sich für mich gerade die beschrieben Arbeit mit Spritzenphobikern und demnächst möchte ich sie noch gerne für Jugendliche mit Sozialer Phobie nutzen. Gerade jüngere Patienten lassen sich z.B. über den versprochenen “Alpaka-Besuch” zum Stundenende auf andere Aufgaben ein (zb Konzentrationstraining) ein, hier ist die VR-Brille damit erfolgreiche Verstärker 😉

 

Wirklich toll finde ich, dass ich die Situationen, die ich ansonsten nur mit viel Aufwand mit dem Patienten üben könnte, nun zu mir “in die Praxis hole”. Ich merke, dass sich die Patienten besser auf die anstrengende Arbeit “Exposition” einlassen.”

Wozu nutzen Sie die VR-Brille vor allem? Was hat sich dadurch für Sie verändert?

“Ich nutze die Blutabnahme-Videos bei Bedarf, gerne auch die Alpaka Videos für die Jüngeren. Aktuell stöbere ich bei den Videos zum Busfahren, da dies vieler meiner jugendlichen Patienten vermeiden – u.a. mit Folgen für den Schulbesuch.

Was würden Sie einem:einer Kolleg:in sagen, der:die sich für Virtual Reality interessiert?

“Probier es aus! In die Technik ist wirklich leicht einzusteigen und inhaltlich ist es auf jeden Fall eine Bereicherung in der Therapiegestaltung; auch für einen selbst. Zwar muss man dem ein oder anderen Kind den Zahn ziehen, dass man in der Therapie mit der Pico-Brille jetzt Spiele gespielt werden oder interagiert werden kann, einige haben ja selber schon eine solche Brille Zuhause. Für die meisten ist es aber eine neue und damit spannende Abwechslung in der Therapie. Toll ist dabei, dass sich die Mediathek immer weiter entwickelt.

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