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Wann Virtual Reality in der Psychotherapie sinnvoll ist

Aktualisiert: 30. Sept. 2021

Beim Blick in die Tiefe stockt mir der Atem. Ich hole Luft und muss mich daran erinnern, dass ich ja „nur“ eine Virtual Reality-Brille aufhabe …

Durch die Rundum-Sicht und die 3D-Anmutung nehmen wir virtuelle Umgebungen als fast real wahr. Dadurch erweckt Virtual Reality erstaunlich leicht echte Emotionen und auch echte Angst. Genau deshalb ist Virtual Reality so gut geeignet für die Anwendung in der Psychotherapie – als Vorstufe zur „echten“ Realität, die gleichzeitig ein kontrollierter und sicherer Raum ist.

In diesem Artikel erfährst Du, welche Patient:innen Du mit Virtual Reality besonders wirksam unterstützen kannst, wann für Dich als Therapeut:in Virtual Reality in Frage kommt und welche technischen Voraussetzungen Du mitbringen solltest.

Wer Virtual Reality zum ersten Mal nutzt ist oft überrascht, dass Bits und Bytes so realistisch wirken: Wir ducken uns vor der herannahenden Flosse des Blauwals weg oder trauen uns nicht weiter auf den Abgrund zu, obwohl wir wissen, dass es sich nur um eine Simulation handelt. Aber unser Gefühl sagt uns etwas anderes. Virtual Reality selbst „macht“ allerdings noch keine Therapie. Zu einem wirksamen Instrument in der Psychotherapie wird die VR-Brille nur in den Händen kompetenter Therapeut:innen. Du entscheidest, ob und wann eine VR-gestützte Behandlung sinnvoll und zielführend ist. Du entscheidest, welche virtuelle Umgebung Du einsetzt. Denn Du kennst Deinen Patient:in und seine Geschichte, Du erlebst seine Reaktionen hautnah und kannst ihn so behutsam begleiten.

Aber wann ist Virtual Reality in der Psychotherapie sinnvoll? Hier habe ich für Dich zusammen gefasst, für welche Patient:innen Du Virtual Reality besonders gut nutzen kannst, wann virtuelle Umgebungen für Dich als Therapeut:in in Frage kommen und welche technischen Voraussetzungen es gibt.

Virtual Reality ist ein wirksames Instrument in den Händen kompetenter Therapeut:innen – Du wägst ab, wann der Einsatz der VR-Brille sinnvoll ist

Für welche Patient:innen ist Virtual Reality geeignet?

Virtuelle Expositionen bei spezifischen Phobien

Besonders gut ist Virtual Reality in der Praxis für virtuelle Expositionen geeignet. Denn in-vivo Expositionen sind in der Praxis oft eher aufwändig umzusetzen. In der VR-Brille lassen sich die gewünschten Umgebungen einfach herbei „zaubern“. Auch Situationen, die für Dich in der Praxis nur mit hohem Aufwand herzustellen oder sogar gefährlich sein können – wie zum Beispiel eine rasante Autobahnfahrt mit einem Angstpatienten am Steuer – stellst Du in Virtual Reality auf Knopfdruck her.

Du als Therapeut:in wählst die passende Situation aus und kannst auch den Schwierigkeitsgrad kontrollieren, also zum Beispiel einen wenig oder stark frequentierten Bahnsteig. Als besonders wirksam hat sich die VR-Brille bei Flugangst, Höhenangst und Spinnenphobie erwiesen. Auch bei sozialen Phobien ist Virtual Reality sehr wirksam – selbst wenn die virtuelle Umgebung gar keine echte soziale Interaktion wie zum Beispiel in einer realen Unterhaltung erlaubt. Ein Patient, der sich unsere virtuellen Prüfungssituationen angeschaut hat, reagierte ganz erschrocken und rief: „Oh, das ist mir jetzt aber wirklich zu realistisch!“ Auch virtuelle Blicke können überraschend durchdringend und echt wirken.

Virtual Reality kommt in der Psychotherapie am häufigsten für Expositionen zum Einsatz – diese Spinne ist eines der beliebtesten VR-Videos aus unserer VirtuallyThere-Mediathek

Bildgeleitete Entspannung bei Phobie- und Traumapatient:innen

An einem See in der Sonne sitzen – auch in Virtual Reality sehr entspannend

Bei Patient:innen, die kein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen haben oder die unter Intrusionen leiden, haben wortgeleitete Anleitungen für Entspannungsmethoden oft nicht den gewünschten Effekt. Die VR-Brille liefert für solche Patienten unterstützende Umgebungen, die das Eintauchen in eine entspannende Situation erleichtern: an einem See in der Sonne sitzen und dabei die Grillen zirpen hören oder mit einem Aquarium voller Korallen und bunter Fische Zugang zum „sicheren inneren Ort“ finden sind Beispiele, die in der Praxis gut funktionieren. Hier findest Du ein Fallbeispiel aus der therapeutischen Praxis von Dr. Silvia Kratzer, die Virtual Reality sehr erfolgreich für Expositionen und bei Traumapatient:innen einsetzt.

Virtuelle Reize bei Zwangsstörungen

Auch Zwangspatient:innen kannst Du mit Hilfe einer VR-Brille in eine virtuelle Realität eintauchen lassen, die ihrer angstbesetzten Situation entspricht und im Alltag einen Zwang auslösen würde. Schnell und einfach stellt Du so Umgebungen wie verschmutzte Toiletten, Unordnung oder ähnliches in verschiedenen Schwierigkeitsstufen her. Wir arbeiten aktuell gemeinsam mit der Arbeitsgruppe E-Mental Health unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Christine Rummel-Kluge von der Universität Leipzig an einem Forschungsprojekt zu diesem Thema.

Fokussierungs-, Konzentrations- und Achtsamkeitsübungen für Kinder und Jugendliche

Unsere VR-Video-Serie mit dem rosa Elefanten BingBong bietet die Möglichkeit, in verschiedene Wahrnehmungsebenen einzutauchen

Gerade bei Kindern und Jugendlichen weckt die VR-Brille große Motivation, Interesse und Neugier: „Machen wir heute wieder etwas mit der Brille“? „Kann ich auch mal die Brille ausprobieren?“ hören Kinder- und Jugendlichentherapeut:innen dann häufig. Für Kinder ab etwa 12 Jahren lassen sich speziell konzipierte virtuelle Umgebungen mit sparsamen und gezielten Reizen sehr gut für Konzentrations- und Achtsamkeitsübungen nutzen: Zum Einstieg in die Stunde erleichtern zum Beispiel der rosa Elefant Bing Bong, grasende Schafe oder mümmelnde Hasen das Gefühl von „Ruhe“ und „Ankommen“ oder bieten eine willkommene Belohnung zum Abschluss.

Virtual Reality für Suchtpatient:innen

In der Virtual Reality-Brille lassen sich Situationen herstellen, die die Verlockung des Suchtmittels simulieren – wie zum Beispiel eine gemütliche Kneipensituation, die einen trockenen Alkoholiker ganz schön ins Schwitzen bringen kann. So kannst Du mit dem Patient:innen den Umgang mit dem Verlangen simulieren – ohne den Erfolg der Entgiftung zu gefährden oder tatsächlich mit in die Kneipe gehen zu müssen (was ja aktuell sowieso nicht machbar wäre).

Barkepper Max bereitet virtuell alkoholische Getränke vor und regt zusammen mit einem Gast zum mittrinken an

Bei welchen Patient:innen sollte Virtual Reality nicht zum Einsatz kommen?

Welche Hilfsmittel Du als Therapeut:in einsetzt, was Du in der Arbeit mit Deinen Patient:innen für sinnvoll und zielführend erachtest, das ist Deine therapeutische Entscheidung. Das gilt auch für den Einsatz der VR-Brille. Deshalb solltest Du Dich nicht nur mit der wissenschaftlichen Forschungslage, sondern auch mit den technischen Grundlagen beschäftigen, bevor Du Virtual Reality mit Deinen Patienten nutzt.

Die Hersteller der VR-Brillen geben in den Produktinformationen an, welche Einschränkungen für die Nutzung des Geräts gelten. So sollten VR-Brillen nach dem Empfehlungen der Hersteller zum Beispiel nicht bei Kindern unter 12 Jahren oder bei Patient:innen mit Epilepsie, Sehstörungen (schielen), Migräne, Schwindel oder neurologischen Störungen eingesetzt werden. Sprich‘ Dich im Zweifelsfall mit dem behandelnden Arzt/der Ärztin ab. Wir empfehlen, diese Gebrauchshinweise nicht nur selbst gut zu kennen, sondern auch für die Patienten bzw. die Sorgeberechtigten transparent zu machen und zum Beispiel als Kopie mitzugeben.

Wann ist Virtual Reality für Dich als Therapeut:in geeignet?

Für Dich als Therapeut:in lohnt es sich, Dich mit Virtual Reality zu beschäftigen wenn Du:

  • Neugierig bist, Virtual Reality selbst zu erleben und eine neue Methode kennen zu lernen. Virtual Reality ist ein innovatives Werkzeug, das neue Motivation, Abwechslung und Erfolgserlebnisse in die Therapiestunde bringen kann.
  • Vorbereitungszeit, Terminvereinbarungen und Aufwand sparen möchtest – zum Beispiel bei der Durchführung von Expositionen
  • mehr Motivation, Leichtigkeit und direkte emotionale Aktivierung in die Therapiestunde zu bringen
  • sich und ihre Praxis besser zu positionieren und mehr Wunsch-Kunden anzuziehen
  • Dich nicht als geborenen Technik-Profi bezeichnen würdest, aber motiviert bist, Dir (mit professioneller Unterstützung) ein neues Tool zu erschließen

Unsere Nutzer sind Niedergelassene, Psychotherapeut:innen mit unterschiedlichen Spezialisierungen, Kinder- und Jugendlichentherapeut:innen, in Kliniken, Psychiatrien, Ambulanzen oder in der Forschung tätig, Hypnosetherapeuten, Stress- und Burnout-Coaches, Mobbing- und Konflikt-Trainer:innen, auch PiAs sind dabei.

Welche technische Voraussetzungen solltest Du mitbringen?

Optimal ist ein stabiler WLAN-Zugang in Deiner Praxis – denn wir bieten den Zugang zu unserer VR-Mediathek als Streaming-Service an. So brauchst Du Deinen Speicherplatz nicht mit den riesigen Dateien belasten und hast die ganze Auswahl der Mediathek jederzeit zur Verfügung. Du kannst die VR-Videos zwar auch offline nutzen, sie benötigen aber sehr viel Speicherplatz. Die Video-Dateien sind 360°-Videos in hoher Auflösung und bis zu 20GB „schwer“. „Und welche VR-Brille ist denn die richtige für mich?“ ist meist eine der ersten Fragen. Um Virtual Reality zu nutzen kannst Du entweder Dein Smartphone als Wiedergabegerät in eine einfache VR-Brille einlegen oder Dir eine höherwertige, autarke VR-Brille zulegen die ohne zusätzliche Hardware eigenständig funktioniert. In diesem Blog-Artikel liest Du, welche VR-Brillen es grundsätzlich gibt und wie Du für Dich die richtige findest.

Die einfachste Möglichkeit, Virtual Reality zu nutzen: Du nutzt Dein Smartphone als Wiedergabegerät und scheibst es in eine einfache VR-Brille hinein

Und dann kann es losgehen! Unsere Mediathek bietet rund 300 VR-Videos, die wir speziell für den Einsatz in der Therapiestunde und in Zusammenarbeit mit unseren Nutzern konzipiert haben.

Wenn dann eine Angst-Patientin nach dem Üben im virtuellen Auto endlich wieder selbst ins Fahrzeug steigt, um zur Arbeit zu fahren. Oder Trauma-Patienten unter der VR-Brille zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig entspannen können. Das sind meine persönlichen Highlights in der Arbeit für VirtuallyThere!

Du bist neugierig, wie genau Du mit Virtual Reality Deine Klient:innen leichter durch die Angst begleiten kannst? Ich zeige es Dir: in unserem aktualisierten Virtual Reality Starter-Guide.

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