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Jahresrückblick 2020: ausgebremst und Gas gegeben

Aktualisiert: 17. Feb. 2021

2020 war ein intensives Jahr, in jeder Hinsicht! Das Motto, das ich mir in meinem letzten Jahresrückblick für 2020 gegeben hatte war „Auf die Plätze, fertig, VR-ooom!“. Doch so wie ich mir das vorgestellt hatte, lief das mit dem Gas geben nicht: die Pandemie hat mich ganz schön ausgebremst.

Wenn ich mir anschaue, was ich mir Ende 2019 vorgenommen hatte – ich habe alles davon erreicht: Mindestens zwei weitere Durchläufe meines neuen Online-Kurses „Virtual Reality für Psychotherapeuten“ hatte ich mir auf die Agenda genommen (es wurden schließlich vier), eine Community wollten wir für unsere Kunden und Kursteilnehmer aufbauen und die Virtual Reality-Mediathek weiter ausbauen (sie ist von 90 auf über 200 VR-Videos angewachsen).

Nur merke ich im Nachhinein: darauf alleine kam es gar nicht an. Ich habe in diesem denkwürdigen Jahr an Themen gearbeitet, die ich damals noch gar nicht im Blick hatte: Klarheit und Bestätigung darüber, wie genau unser Angebot aussehen soll und vor allem, wer die Kunden sind die ich persönlich unterstützen möchte. Ich habe einen neuen Blick darauf gewonnen, was mir wirklich wichtig ist. Was mir Kraft gibt. Wofür ich arbeite.

Meilensteine bei VirtuallyThere 2020

Unternehmensgründung im Lockdown

Nebenberuflich ein Unternehmen zu gründen ist ein Kraftakt, das war mir von vorneherein klar. Meine große (=6-jährige) Tochter formulierte es neulich im Kindergarten so: „Mama hat zwei Arbeiten: die Ideen und die Videos“. Als Innovation Manager in der Automobilindustrie arbeite ich mit Gründer-Teams daran, ihre vielversprechende Geschäftsideen zum Leben zu bringen. Und genau dafür arbeite ich auch in meinem eigenen Unternehmen. Jeden Abend, freitags und am Wochenende, geht es für mich immer noch für ein paar Stunden in die „zweite Runde“. Für VirtuallyThere ist nicht nur sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich Blut geflossen: bei einer legendären Produktion in der Urologischen Praxis am Stuttgarter Wilhelmsplatz, haben Frank, mein Vater und ich uns echtes Blut abnehmen lassen, während die 360°-Kamera lief. Spritzen und Blut abnehmen sind ein beliebtes Expositionsthema, das unsere Mediathek damit auch abdeckt.

Nach dem Notartermin: ich bin frisch gebackene Geschäftsführende Gesellschafterin der Lab E GmbH

Im März wurde aus der nebenberuflichen Tätigkeit offiziell ein eigenes Unternehmen: die Lab E GmbH ist nun im Handelsregister des Amtsgerichts Stuttgart eingetragen. Das junge Unternehmen hatte da schon eine ungewöhnliche Geschichte hinter sich: Genau ein Jahr war es her, dass ich die Vorgänger-Gesellschaft VirtuallyThere Media von einer Tourismus-Agentur in einen VR-Dienstleister im Bereich Psychotherapie umgewandelt habe. Der Richtungswechsel hört sich erst einmal ein bisschen war aber (von innen betrachtet) ganz logisch. Hier habe ich die Gründe dafür beschrieben.

Die GmbH-Gründung klingt zwar wie ein großer Schritt. Für mich persönlich fühlte es sich eigentlich nur wie eine Etappe eines langen Weges an. Ein Unternehmen aufzubauen ist ein Marathon, und die GmbH-Gründung noch lange keine Ziellinie. Insofern ist ein Marathonlauf kein ganz passender Vergleich, denn der hat ja (zum Glück!) immer ein Ziel. Dass die Eintragung ins Handelsregister ausgerechnet mitten in die Corona-Pandemie fiel war am Ende Zufall. Geplant war der Notartermin schon länger und konnte auch zum Glück – mit Abstand und Maske – stattfinden.

Das „E“ in Lab E steht übrigens hauptsächlich für Emotionen, um die sich bei uns alles dreht: virtuelle Realität, die echte Gefühle hervorruft. Mit „E“ beginnt aber auch mein Nachname (der von den schwäbischen Apfelbauern abstammt!). Außerdem hat das Unternehmen seinen Sitz in „E“ wie Esslingen am Neckar bei Stuttgart.

Akkreditierung für unser Kursprogramm

Ein weiterer wichtiger Meilenstein folgte kurze Zeit später: Nach einigen Gesprächen und Abstimmung mit der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg hat unser Kursprogramm das offizielle „Siegel“ der Kammer bekommen. Das bedeutet, wir dürfen Fortbildungspunkte vergeben, die die Therapeut:innen regelmäßig erwerben müssen um ihre Zulassung zu erhalten. Und was für uns genauso wichtig ist: es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Virtual Reality ein anerkanntes Instrument in der therapeutischen Praxis ist und dass wir kompetent und vertrauenswürdig sind, Therapeut:innen darin zu schulen. Die Bestätigung der Landeskammer in den Händen zu halten war ein ganz besonderer Moment und wir tragen dieses Siegel mit viel Stolz.

Es ist geschafft! Unser Kursprogramm (Modul 1 hinter mir am Bildschirm) ist von der Landespsychotherapeutenkammer akkreditiert.

Von 0 auf 200 VR-Videos in der VirtuallyThere-Mediathek

Oft genug habe ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten und nicht wirklich vorwärts zu kommen. Vor gut einem Jahr sind wir mit VirtuallyThere an den Start gegangen, mit einem ersten Virtual Reality-Testangebot. Rund 50 PsychotherapeutInnen hatten die Möglichkeit, die ersten virtuellen Umgebungen kostenlos zu testen, die wir über den Sommer 2019 produziert hatten. Begleitend habe ich ein 4-wöchiges Online-Coaching angeboten: Wie kannst Du mit Virtual Reality Deine Patienten unterstützen? Und wie funktioniert das technisch?

die VirtuallyThere-Mediathek im Herbst 2019: ein pdf-Dokument mit 30 anklickbaren Links

die VirtuallyThere-Mediathek heute: mit über 200 VR-Videos das größte VR-Angebot für Psychotherapeuten im deutschsprachigen Raum

Auf dem ersten Bild siehst Du, wie unsere „Mediathek“ damals aussah: eine pdf-Datei mit 30 anklickbaren Links. Klar hatte ich Zweifel! Wie gut kommt das Angebot wirklich an? Und würde im Anschluss wirklich jemand ein Abo abschließen um es weiter zu nutzen? Aber: So einfach das Angebot war, es hat bereits funktioniert. Die Tester berichteten uns von erfolgreichen Praxis-Einsätzen. Nie werde ich das Gefühl vergessen, als nach dem Testzeitraum die Bestätigungen für die ersten Abonnements in meiner Mailbox auftauchten. Ungläubig starrte ich auf den Bildschirm, bis ich es allmählich wirklich fassen konnte.

2020 hat sich in der Mediathek eine Menge getan: Mit bald 200 VR-Videos bieten wir die größte Auswahl virtueller Umgebungen für Psychotherapeuten im deutschsprachigen Raum. Wir haben jedes einzelne VR-Video selbst konzipiert und sehr produziert. Uns Anregungen von unseren Nutzern geholt, nachgebohrt: Wie genau muss die Situation aussehen, was muss rüber kommen? Welche visuellen Trigger lösen bei den Patienten für erfahrungsgemäß Ängste aus? Und wie genau muss das Format aussehen, damit es im therapeutischen Alltag wirklich unterstützt?

Ohne das pdf-Dokument mit den 30 anklickbaren Links wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Auch ein Marathon startet mit dem ersten Schritt. Wenn wir den nicht tun, dann kommen wir auch nicht ans Ziel. Und auch kleine Schritte bringen uns mit der Zeit voran. Als nicht-wahnsinnig-schnelle Läuferin weiß ich aus Erfahrung: wer dranbleibt, nicht aufgibt, weiter einen Fuß vor den anderen setzt, der kommt ans Ziel. Auch wenn es länger dauert.

Von Vollgas auf Lockdown

Kurz nach dem Notar-Termin ist es dann soweit: Lockdown. Unser Kindergarten schließt, unsere beiden Mädels mit damals 2 und 5 Jahren sind mit mir zuhause. „Nebenher “ arbeiten? Vergiss es! Mein Mann Frank ist in seinem Job zu 150 Prozent eingespannt und unter großem Druck. Ich schiebe meine eigenen Projekte auf unbestimmte Zeit hinaus. In meinem Job als Innovation Manager bin ich erst einmal in Kurzarbeit. Frank und ich sitzen Abende und Nächte lang noch am Schreibtisch, anders schaffen wir unser Pensum nicht.

Wir entwickeln unsere eigene „Corona-Routine“: Ich beginne die Tage mit unseren Töchtern mit unserem eigenen Morgenkreis, wir basteln so viel dass wir bald nicht mehr wissen wohin mit unseren Werken, toben und spielen bei jedem Wetter im Hof. Wir machen Video-Calls mit den Großeltern und Freunden und unternehmen Radtouren im Wald. Wir teilen uns den Schreibtisch und machen gemeinsam Yoga.

Wir teilen uns den Schreibtisch: zum arbeiten und basteln

Die Nähe und die Zeit als Familie genießen wir sehr, so ganz ohne Termine und soziale „Verpflichtungen“. Und gleichzeitig haben wir Eltern immer im Hinterkopf, was alles auf dem Schreibtisch wartet. Ich fühle mich, als würde ich hinter einem großen LKW her fahren und ständig auf die Gelegenheit warten, ihn zu überholen – und kann nicht! Im April bekamen wir ein Schreiben von unserer Kita mit dem Datum, dass der Regelbetrieb am 15. Juni wieder aufgenommen wird. 15. JUNI?? Ich weiß noch, wie fassungslos ich war, das schwarz auf weiß zu lesen. „Früher“ war es schon eine Herausforderung, wie wir ein paar Tage Krankheit überbrücken. Wir sind froh, dass wir gesund sind und weiterhin ein sicheres Einkommen haben. Aber die Belastung macht sich doch bemerkbar, teilweise hangeln wir uns von Tag zu Nacht zu Tag.

Für unsere Arbeit bei Lab E ändern die neuen Bedingungen erstaunlich wenig und wenn, dann zum Positiven. Unsere Coachings und Kursprogramme haben wir schon von Beginn an online angeboten. Für ein Ausbildungsinstitut veranstalte ich einen Virtual Reality-Kurs für angehende Psychologische Psychotherapeuten, mit dem dort ausgefallene Präsenz-Schulungen ersetzt werden. Seit April bieten wir unseren Virtual Reality-Anwendungen versuchsweise auch für remote-Therapie an: das bedeutet, das Therapeut leitet den Patienten über ein Videotherapie-Tool in einer virtuellen Umgebung an. Einige unserer Kunden gehören selbst zur Risikogruppe oder arbeiten mit Patienten, die nicht mobil sind – da ist ein remote einsetzbares VR-Tool die einzige Möglichkeit für praktische Übungen. Dazu kommt: Konfrontationsübungen können ja schon in „normalen“ Zeiten aufwändig oder sogar praktisch unmöglich sein (Flugticket buchen, um mit einem Patienten zu fliegen, anyone?). Doch aktuell mit Patienten S-Bahn fahren? Menschenmengen finden? Oder sich überhaupt guten Gewissens mit einem Patienten draußen bewegen? Die Vorteile von Virtual Reality für die Psychotherapie werden unter den besonderen Bedingungen mit Kontaktbeschränkungen noch deutlicher.

„Mir hilft Virtual Reality aktuell sehr, da in-vivo Expos für mich durch Corona erschwert sind – welche Hausarztpraxis möchte aktuell einem Blut- und Spritzenphobiker plus Therapeutin als „Zuschauer“ Zugang gewähren? Auch Bahn- und Busfahrten sind schwieriger aufgrund der Einschränkungen.“ Julia Stark, Psychologische Psychotherapeutin aus Hamburg

draußen spielen bei jedem Wetter: die Lego-Tiere müssen auch mit

ohne Kaffee und Schokolade geht’s nicht, besonders 2020!

wear your mask: Ausflug in die Wilhelma

Weltraum-Woche bei Kita-to-go

Nachmittags-Snack auf dem Balkon

Was 2020 wichtig wurde

Sommerurlaub 2020: Rad-/Lauf-Ausflug im Virgental

In der Zeit, die wir gemeinsam als Familie verbringen zieht es uns meistens nach draußen: oft sind wir im Wald unterwegs und genießen es uns in der Natur zu bewegen. Als es (wieder) erlaubt ist gehen wir reiten und neulich waren wir Alpakas füttern. Im letzten Jahr habe ich so viel gesungen und getanzt wie lange nicht mehr. Die Große und ich haben gemeinsam begonnen, Gitarre spielen zu lernen. Neues zu lernen gibt auch neue Freiheit: Unsere große Tochter lernt im Sommer schwimmen und die Kleine ist seit Mai ohne Stützrädern mit ihrem Rad unterwegs. Im August verbringen wir zwei Wochen im Virgental in Osttirol – wandern, laufen, Rad fahren, schwimmen und viel Zeit füreinander – wobei aus dem Urlaub meinerseits ehrlich gesagt eine „work-cation“ wurde. Ich arbeitete mich in das Thema Facebook-Ads ein und bereitete meinen Kurs-Launch für September vor. Aber das Wetter war genial und wir waren einfach dankbar, dass wir diese Auszeit genießen durften. Gerade in dieser Zeit, wo wir uns im Alltag alle einschränken müssen, merken wir als Familie besonders, wie gut jede „neue Freiheit“ tut.

In der Situation ist es mir besonders wichtig, dass wir alle uns auch zuhause richtig wohl fühlen. Kurzerhand engagiere ich die Inneneinrichterin Michelle Petit, die mit uns gemeinsam an einem Wochenende umräumt und ganz ohne neue Möbel eine gemütliche Leseecke schafft, unserem Wohnzimmer einen neuen Look und den Kinderzimmern endlich Struktur verpasst. Vor einiger Zeit habe ich vom Konzept der „Höhlenkompetenz“ gelesen, das das menschliche Verhalten in der Pandemie erklärt. Demnach haben sich Menschen während vergangener Krisenzeiten in Höhlen zurückgezogen und dort die Kompetenz entwickelt, mit Extremsituationen umzugehen, mit der Enge und dem Gefühl von Bedrohung umzugehen. Was uns angeht: wir fühlen uns in unserer „Höhle“ wirklich wohl miteinander und von meinem persönlichen Gefühl her ist da sicher etwas dran, dass wir in dieser Zurückgezogenheit und sozial reduzierten Situation unsere Fähigkeit zur inneren Reflektion verbessern.

Burg Staufeneck „to go“: zu meinem 40. Geburtstag haben wir uns ein Menü unserer Hochzeits-Location gegönnt

Wenn ich mir anschaue, wofür ich 2020 (gerne) Geld ausgegeben habe, dann war das vor allem meine persönliche Weiterbildung in ein Online-Business-Coaching und gutes Essen (wir haben hier in Esslingen so viele tolle Restaurants um uns herum – von hochwertig-schwäbisch über original vietnamesisch bis richtig gut italienisch), wozu auf jeden Fall auch der beste Kaffee zählt!

Besonders wichtig für mich wurde Freundschaft und Gemeinschaft zu leben, so wie es eben möglich war. Oft war der Rahmen dafür virtuell, wie zum Beispiel in meinem Mastermind aus SOMBA Momentum: wir sind eine mittlerweile eingeschworene Gemeinschaft aus fünf Online-Unternehmerinnen und unterstützen uns nicht nur fachlich, sondern auch mit sehr persönlichen Themen.

Oft war „Gemeinschaft leben“ sehr einfach, zum Beispiel bei einem Besuch im September bei meiner Oma Johanna: Wir haben in ihrem Garten Äpfel geerntet. Die Großen und die Kleinen gemeinsam. Äpfel aufklauben, pflücken und sortieren. Die Äpfel waren eigentlich noch nicht ganz reif und ziemlich wurmig. Aber darum ging es nicht. Gemeinsam haben wir unsere zwei Körbe gefüllt und dabei viel gelacht. Auch bei den – seltenen – persönlichen Treffen mit Freunden ging es einfach zu. Wanderungen mit Picknick und Lagerfeuer zählen zu meinen schönsten Erinnerungen dieses Jahres.

Mit Judith „Sympatexter“ Peters habe ich Abi gemacht – und mit ihr hat mein Weg ins Online-Business erst so richtig angefangen.

The power of „no“

In meinem mit Abstand meistkommentierten Facebook-Post habe ich von einer Enttäuschung berichtet. Ich war zu einem persönlichen Treffen mit dem Geschäftsführer eines Bildungsträgers und seinem Team eingeladen gewesen. Dieses Unternehmen war auf mich zugekommen, weil sie Ansätze suchen, Virtual Reality in der Berufsberatung, Begleitung von Jugendlichen in der Ausbildung und für berufliche Wiedereingliederungsmaßnahmen zu nutzen. Eine tolle Idee! Ich war begeistert und hatte vorab konkrete Ideen entwickelt. Im persönlichen Termin stellte ich sie dem Geschäftsführer und seinen Mitarbeitern vor und zeigte ihnen auch, was unsere Virtual Reality-Mediathek heute schon in diese Richtung bietet.

Irgendwann meinte der Geschäftsführer dann zu mir: „Frau Epple, das klingt alles sehr gut. Aber sagen Sie mir mal: Was können Sie denn nun für uns leisten? Ihr Produkt funktioniert und ist sehr gut zu nutzen. Aber Ihre Fähigkeiten im Projektmanagement müssen Sie uns schon noch vorab unter Beweis stellen. Den Wert Ihrer Arbeit können wir so noch nicht beurteilen.“ Ich war erst einmal sprachlos.

Ich habe 15 Jahre Berufs- und Führungserfahrung in der Medien- und Automobilbranche. Zwei akademische Abschlüsse. Ein Produkt, was wie er ja selbst feststellte, funktioniert. Das er selbst testen konnte. Wir haben Kunden, die unser Angebot lieben (danke dafür! ). Er bekam Ideen, die unsere Kompetenz reflektieren.

Ich fragte ihn, ob er von mir erwartet in Vorleistung zu gehen und kostenlos zu arbeiten. Seine Antwort war etwas länger, aber ja: genau das erwartete er. Er würde dafür schließlich auch sein Netzwerk an Kontakten für uns öffnen. Er fragte noch nicht einmal nach Preisen oder Konditionen für eine Zusammenarbeit, sondern setzte einfach voraus, dass ich einwillige. Das tat ich nicht. Ich ließ ihn wissen, dass mir diese Aussichten zu vage sind und für mich keine Basis für eine Zusammenarbeit darstellen.

Einen Tag später bekam ich eine E-Mail von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin aus der Angstambulanz einer renommierten Uniklinik, die mich dann wieder zum Schmunzeln brachte. Sie bedankte sich für unser Gespräch vor einiger Zeit und einen Probezugang und schrieb: „Wir haben uns für Ihr Produkt entschieden“. „Kann ich Ihre Mediathek für uns buchen? Wann können wir einen Einführungskurs bei Ihnen machen?“ 

Wahrscheinlich war die Erfahrung mit dem Bildungsträger nötig. Und wichtig für mich. Sie brachte Klarheit, die nötig war.

Emotionale Momente 2020

Ich bin nach außen hin erst einmal kein emotionaler Mensch, sondern vor allem strukturiert und geplant. Aber gerade dieses Jahr hatte es auch für mich emotional in sich.

Mein größter Juhuu-Moment 2020 war unsere erste gemeinsame Lauf-/Radtour als Familie durch den Schurwald – Frank und ich haben uns danach jubelnd abgeklatscht. Unsere Kleine fährt Rad! Eine ganz neue Freiheit. Kein Buggy mehr, den wir joggend schieben müssen. Nein, wir Eltern können laufen und unsere beiden Töchter biken. Alle sind aus eigener Kraft unterwegs. Wie wir uns auf mehr solcher Familienausflüge freuen! Nicht nur das gemeinsame Erlebnis ist unschlagbar, sondern auch die Trainingsmotivation: Und während die Kleine noch lenken und bremsen übt müssen wir uns schon ranhalten um bei den Mädels dran zu bleiben, wenig fit wie wir gerade sind. 2020 habe ich aber auch unfreiwillig neue Bekanntschaften geschlossen auf die ich lieber verzichtet hätte: Mit Sanitätern und Notärzten, die mitten in der Nacht in voller Montur und mit Maske zu uns kamen und ein Familienmitglied ins Krankenhaus brachten. Hinter diesen Zeilen verbergen sich Schock, Tränen, zitternde Hände, klopfende Herzen, schlaflose Nächte und sehr viel Sorge. Acht Wochen drehte sich in unserem Familienleben vieles um die Krankheit, wegen der ich die 112 gewählt hatte. Um Schmerzmittel und Physiotherapie. Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass wir alles so gut überstanden haben. Und: Diese Krankheit hat die Prioritäten verändert, die Frank und ich jetzt für unsere Familie setzen: mehr gemeinsame Zeit und Erlebnisse und mehr Aufmerksamkeit für die eigene Gesundheit.

Ein neues, schönes Gefühl hat sich im Herbst/Winter allmählich eingestellt, und zwar eine neue Klarheit und Sicherheit für das Angebot und die Produktstrategie bei Lab E. Das Jahresprogramm 2021 steht, aufgebaut auf dem Fundament der Erfahrungen von 2020. Während ich im Sommer noch vieles komplizierter dachte ist jetzt klar: Wir haben bis auf weiteres genau eine Zielgruppe (Psychotherapeuten) und zwei Produkte: das Abonnement für die Mediathek und den einführenden Kurs. Dorthin zu kommen hat länger gedauert, als es mir lieb war. Aber so ist es ja oft: was so leicht aussieht, ist in Wirklichkeit harte Arbeit.

Was gleich geblieben ist

Mein Weg ins Büro ist ziemlich genau 3km lang. Ein bisschen zu kurz für meinen Geschmack! Ich laufe diesen Weg jeden Tag zwei Mal. Für mich ist das wie ein Lottogewinn: so kann ich meinen liebsten Sport direkt in den Alltag integrieren! Richtiges (Lauf-)Training ist das zwar nicht, das ist mir schon klar. Ich bin dabei mehr so etwas wie ein Lastenläufer. Meistens schiebe ich meine beiden Töchter in einem zweisitzigen Babyjogger und trage im Rucksack meinen Laptop und meine Bürokleidung. Aber ich laufe!

Auf unserer Strecke kennen uns viele Leute schon. Sie lächeln, grüßen uns, feuern uns an oder sind erstaunt, wie ich so bepackt herum renne. Manche sagen, sie würden gerne mit den Mädels tauschen und auch gemütlich Platz nehmen. Neulich habe ich einen gut gelaunten Läufer getroffen der anbot, mir beim Schieben zu helfen. Begegnungen wie diese machen mir beim Laufen einfach gute Laune. Der Herr mit dem Hut schaut uns auch nach zwei Jahren, in denen wir uns regelmäßig begegnen ungläubig an. Die Dame mit den schwarz geschminkten Augen lacht dagegen immer schon von weitem. Am liebsten sind mir die älteren Damen: sie winken den beiden Mädels zu und freuen sich über ein „Hallo! Guten Morgen!“, bevor sie mir halb bewundernd, halb mitleidig beim Anschieben hinterher schauen.

Laufen ist für mich Luft holen, Freiheit und Zeit für mich selbst. Ich laufe zum Einkaufen. Zum Gitarrenunterricht. Durch zwei Schwangerschaften hindurch. Am liebsten mit meinem Mann: Wir sind gemeinsam durch dick und dünn und Hochs und Tiefs laufen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Wir sind an unserem ersten Hochzeitstag unseren ersten Marathon gelaufen (haben nicht gemeinsam gefinisht und sind trotzdem noch glücklich verheiratet 😊). Wir haben gemeinsam in glühender Hitze Tempodauerläufe gemacht (und auch mal abgebrochen), sind Gewittern davon gelaufen und haben uns durch Nebel und

Schnee gekämpft. Lange Strecken und Wettkämpfe sind bei uns gerade eher nicht angesagt, mit den Mädels und unseren Jobs. Aber die Zeit wird auch wieder kommen. Wenn nur mein Weg zur Arbeit ein bisschen länger wäre 🙂

Raus damit! So geht es 2021 weiter

In diesem Jahr bin ich 40 Jahre alt geworden. Eigentlich hätte ich den „runden“ bei einem Brunch im Freien mit Familie und Freunden groß gefeiert … aber das werde ich dann eben nachholen. „Gescheit“ wird man mit 40, sagen die Schwaben. Ob das, was wir bei Lab E machen, im schwäbischen Sinne „gescheit“ ist? Tja, das weiß ich heute auch noch nicht. Aber was ich weiß: Er ist großartig, dieser Moment, wenn begeisterte Kunden berichten, dass die virtuelle Umgebung sie und ihre Patienten weiter gebracht hat. Dank unseres Produkts!

Ich habe 2020 langsam in meine Rolle gefunden: als Unternehmerin, Dozentin und Virtual Reality-Expertin. Ich bin selbst keine Therapeutin. Aber ich bin Medienwissenschaftlerin und Virtual Reality-Spezialistin und weiß, wie diese Technologie unser Leben bereichern kann. Ich habe mittlerweile bis über 150 Therapeuten gearbeitet, die Virtual Reality mittlerweile als wichtiges Instrument in ihrem therapeutischen Werkzeugkasten betrachten. Mit ihnen tausche ich mich eng aus, um sie mit Virtual Reality bestmöglich zu unterstützen.

In diesem denkwürdigen Jahr konnte ich nicht ganz so Gas geben, wie ich mir das vorgestellt hatte. Andererseits hat gerade dieses Reduziert-sein und der Zeitdruck mir rückblickend sehr viel Klarheit gebracht. Klarheit, Dinge wegzulassen, Fokus zu suchen, mich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. Ich habe auch gelernt: „You can’t stress yourself towards a goal.“ Natürlich ist es das wichtigste, erst einmal überhaupt zu starten, Erfahrungen zu sammeln und dann darauf aufzubauen (Du erinnerst Dich an das pdf mit den 30 anklickbaren Links?). Immer wieder werde ich gefragt: „Wie machst Du das bloß, nebenberuflich Dein eigenes Geschäfts aufzubauen mit zwei kleinen Kindern?“ Wenn es dafür eine kurze Antwort gibt, dann ist es die: Du musst wissen warum. Du musst es wollen. Du musst Deine Kunden, und das was Du für sie tust mögen. Du musst dran bleiben, nicht aufgeben, neue Wege suchen und weiter dran bleiben. Und unterscheiden: Was ist wirklich wichtig, für mich persönlich und mein Geschäft – und was „tut nur so“? Woraus ziehe ich meine Kraft und wie kann ich diese Kraft für meine Kunden einsetzen? Möglichkeiten abzubiegen und sich zu verzetteln gibt es jeden Tag. Als Unternehmer müssen – und dürfen! – wir so viele Entscheidungen treffen. Ein Privileg, für das ich dankbar bin, genau wie für alles, was ich 2020 lernen durfte.

Ich genieße nun noch ein paar ruhige Tage, habe aber schon mit den Vorbereitungen auf mein nächstes Webinar am 29. Dezember begonnen: da werde ich auch meinen neuen Kurs „VR to go“ ankündigen, der Ende Januar stattfinden wird. Mein Motto für 2021 lautet: „Raus damit!“ und ich freue mich schon daraus, es mit Leben zu füllen.

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