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Fünf Überraschungen, die Psychotherapeut:innen mit Virtual Reality erleben

Aktualisiert: 19. Apr.

Virtual Reality löst erstaunlich leicht echte Gefühle und auch echte Angst aus. Auch wenn der Einsatz von virtueller Realität in der Psychotherapie schon seit Mitte der 90er-Jahre wissenschaftlich erforscht wird: viele Therapeut:innen können es sich nicht vorstellen, wie genau eine Virtual Reality-Brille in der Therapiestunde zum Einsatz kommen kann. In diesem Blogartikel erfährst Du, welche fünf Überraschungen Psychotherapeut:innen bei der Arbeit mit der VR-Brille am häufigsten erleben.

Seit 2019 begleite ich Psychotherapeut:innen in die Arbeit mit der VR-Brille. Nach meiner Erfahrung sind dies die fünf häufigsten Überraschungen, die Psychotherapeut:innen mit Virtual Reality erleben.

1. Patienten reagieren heftiger als erwartet

Vor einiger Zeit berichtete mir eine Therapeutin: als sie eine virtuelle Turmbesteigung testweise mit ihrem Computerspiel-erfahrenen, aber leicht höhenängstlichen Schwiegersohn testete, riss der sich die Brille vom Kopf – so realistisch erlebte er die Situation. Selbst soziale Interaktionen lassen sich erstaunlich gut in Virtual Reality simulieren. Ein Therapeut mit langjähriger Praxiserfahrung erzählte mir neulich erstaunt von einem Erlebnis mit der Virtual Reality-Brille: als er in der Therapiestunde eine virtuelle Prüfungssituation mit einem kritisch schauenden Lehrer einsetzte, wich der Patient zurück und rief: “Nein, das will ich nicht – das ist mir jetzt doch zu realistisch!”

Und tatsächlich fällt die Reaktion der Patienten auf virtuelle Umgebungen oft heftiger aus als erwartet. Wir empfehlen deshalb: lieber langsam mit Patienten in virtuelle Umgebungen einsteigen und mit einer harmlosen Simulation beginnen. Auch wissenschaftliche Studien (zum Beispiel Diemer et al., 2014) zeigen, dass virtuelle Stimuli echte Emotionen und auch echte Angst auslösen können. Und nicht umsonst empfiehlt auch die aktuelle S3 Leitlinie zur Behandlung von Angststörungen Virtual Reality als Behandlungsmethode bei spezifischen Phobien, wenn die in-vivo-Exposition nicht verfügbar ist.

Virtuelle Umgebungen können erstaunlich heftige Gefühlsreaktionen hervorrufen und lassen den Nutzer leicht in die Situation eintauchen.

2. … und das, obwohl das Bild nicht gestochen scharf ist!

Virtuelle Realität ist aber eben doch nicht so realistisch wie die “echte “Realität: Selbst in hochwertigen VR-Brillen sind einzelne Bildpunkte zu stehen – das wird auch “Fliegengitter-Effekt” genannt. Dieser Effekt kommt durch die Nähe des Auges zum Display zustande. So kann man die einzelnen Bild erzeugenden LEDs erkennen. Und trotzdem kommt leicht die sogenannte “Immersion” zustande, also das Gefühl, tatsächlich in der Simulation zu sein. Auch wenn unser Kopf weiß, dass wir uns noch in der Praxis befinden – unser Gefühl sagt uns etwas anderes! Das führt dazu, dass wir vor dem virtuell bellenden Hund oder der glänzenden Schlange zurückweichen oder uns vor dem Abgrund der Staumauer die Knie weich werden. Durch die 360°-Rundumsicht und die 3D-Wahrnehmung taucht der Nutzer – trotz sichtbarer Bildpunkte – in die virtuelle Simulation ein. Forschungsergebnisse zeigen, dass virtuelle Exposition auch mit dem Einsatz günstiger Hardware genauso wirksam und nachhaltig sein kann wie die in-vivo-Variante (Emmelkamp et al., 2002).

Aus einem solchen stereoskopischen Doppelbild wird in der Virtual Reality-Brille eine dreidimensionale, realistische Riesenrad-Fahrt.

3. Virtual Reality ist einfacher und günstiger als gedacht

Ich rate VR-interessierten Therapeuten: lieber erst einmal simpel einsteigen – komplexer, interaktiver, hochwertiger (und teurer!) geht es dann später immer noch. Für den Einstieg in das Thema Virtual Reality empfehlen wir bei VirtuallyThere mobile VR-Anwendungen: dabei fungiert das Smartphone als bilderzeugendes Gerät, das einfach in eine geeignete VR-Brille eingelegt wird. Video starten, Smartphone in die VR-Brille einlegen, Brille auf und los geht’s! Um emotionale Reaktionen (und eben auch echte Angst) zu erzeugen, sind selbst einfache VR-Anwendungen ausreichend (siehe Punkt 2). VR-Brillen wie die Destek V5 oder die Shark X6 von HiShock sind schon ab 30 bis 60 Euro erhältlich. Zusätzlich benötigst Du ein Smartphone mit einem sogenannten Gyrosensor. Damit sind die allermeisten modernen Smartphones aber ausgerüstet sind. Du Du Dir unsicher bist, google einfach “Gyrosensor” oder “gyroscope” und Dein Smartphone-Modell. Stabiles WLAN ist eine weitere Grundvoraussetzung: VR-Videos sind groß. Wirklich sehr groß. Diese Dateien würden Dein Datenvolumen ruckzuck “auffressen”, genauso den Speicherplatz auf Deinem Smartphone. Deshalb setzen wir auf das Streaming über WLAN. Das ist dann aber tatsächlich schon alles: Smartphone + VR-Brille + WLAN = Virtual Reality.

Geeignete Inhalte müssen dann natürlich noch her! Sehr beeindruckend sind zum Beispiel die 360°-Luftaufnahmen von AirPano, hier zum Beispiel ein 360°-Video der Angel Falls, des höchsten Wasserfalls der Welt. Oder hier, eine Probe der Cirque du Soleil-Crew – so als wärst Du mitten drin. Mit BBC Earth kannst Du in den Tiefen des Pazifik und in 360° mit einem Oktopus tauchen oder hier eine Stunde Hamlet in 360° erleben. Virtuelle Umgebungen speziell für die Psychotherapie gibt es in unserer Virtual Reality-Mediathek. Hier kannst Du Dich für einen kostenlosen Test-Zugang anmelden.

4. Virtual Reality motiviert Therapeuten und Patienten

Vor einiger Zeit fragte ich eine Therapeutin, welchen Unterschied es für sie macht, Virtual Reality nutzen zu können. “Ganz ehrlich? Mehr Spaß! VR bereichert die Arbeit mit meinen Patienten und wir haben schnellere Erfolgserlebnisse.” Mit der Virtual Reality-Brille lässt es sich sehr gezielt arbeiten, weil genau die Situationen zur Verfügung steht, die es gerade braucht. Die Reize für eine Exposition sind genau planbar und kontrollierbar. Abgesehen davon: auch für Patienten ist die VR-Brille eine sehr gute Motivationshilfe. In einer Exposition stellen sie sich ihren schlimmsten Ängsten. Sich zu diesem Schritt zu überwinden ist wesentlich einfacher, wenn er (erst einmal) in Virtual Reality stattfindet.

In Virtual Reality fällt es Patienten meist deutlich leichter, sich zu einer Konfrontation mit ihren Ängsten durchzuringen. Die Angstreaktion ist jedoch genauso “echt” wie in der Realität!

5. Virtual Reality ist nicht nur für Expositionen geeignet

Für Expositionen findet Virtual Reality in der Psychotherapie am häufigsten Anwendung. Das liegt nahe: denn oft ist es aufwändig oder mit Kosten verbunden, Situationen für die Konfrontation herzustellen. Für eine Prüfungssituation passende Zuschauer herbei organisieren? Oder auf dem flachen Land einen Aussichtsturm? In Virtual Reality ist das einfach möglich.

Es gibt aber noch viel mehr Anwendungsmöglichkeiten für die VR-Brille in der Psychotherapie. Wir sind immer wieder selbst erstaunt darüber, wie kreativ unsere Nutzer:innen sind: da werden zum Beispiel virtuelle Bienenstöcke für Entspannungsübungen eingesetzt. Vor einiger Zeit fragte uns jemand nach VR-Anwendungen für Suchterkrankungen – inzwischen gibt es eine virtuelle Bar mit Barkeeper Max, der fleißig Cocktails mixt und den Zuschauer in Versuchung führt. Situationen zur Behandlung von Zwangsstörungen, Sozialphobien und Achtsamkeitsübungen für Kinder mit dem rosa Elefant BingBong .

Eines liegt mir persönlich sehr am Herzen: Ich möchte Menschen dazu ermutigen, sich ihren Ängsten zu stellen. Angst sollte für niemanden ein Hindernis sein, raus zu gehen, sein Leben und erfüllte Beziehungen zu leben. In einer Virtual Reality-Brille lassen sich Situationen wie ein virtueller Besuch auf einem gut besuchten Weihnachtsmarkt, Autofahrten durch einen langen Tunnel oder Blut abnehmen realistisch herstellen – Situationen, die für Angstpatienten unüberwindbar sein können. Die virtuelle Konfrontation kann für Patienten der erste Schritt sein, sich ihrer Angst zu stellen. Therapeutin oder Therapeut entscheidet, ob und wann eine VR-gestützte Behandlung sinnvoll ist und sucht eine entsprechende virtuelle Umgebung aus. Anders als in der “echten” Realität lässt sich so genau kontrollieren, welchen Reizen der Patient ausgesetzt ist.

Ich bin selbst keine Psychotherapeutin, sondern Medienwissenschaftlerin und Virtual Reality-Expertin. Unter anderem in einem eigenen Forschungsprojekt habe ich mich mit der emotionalen Aktivierung beschäftigt, die mit Virtual Reality möglich ist. Inzwischen habe ich mit über 300 Therapeut:innen gearbeitet, die Virtual Reality als wichtiges Instrument in ihrem therapeutischen Werkzeugkasten ansehen. Daher weiß ich, wie Virtual Reality das Leben von Angstpatienten verbessern und ihnen wieder mehr Freiheit ermöglichen kann. Mit ihnen tausche ich mich eng aus, um sie mit passenden Virtual Reality-Inhalten bestmöglich zu unterstützen.

Du bist neugierig, wie genau Du mit Virtual Reality Deine Patient:innen leichter durch die Angst begleiten kannst? Ich zeige es Dir: in unserem aktualisierten Virtual Reality Starter-Guide.

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