In diesem Fallbeispiel begleiten wir einen Patienten mit diagnostizierter Erschöpfung und anankastische Persönlichkeitsstörung im Verlauf einer Virtual Reality-gestützten Psychotherapie: Nachdem Klinkauftenhalte nicht geholfen haben und körperbasierte Therapie nur kleine Fortschritte gezeigt hat und der Patient sich aufgrund einem hohen Leidensdruck schnellere Ergebnisse gewünscht hat, hat die VR Brille in Kombination mit Atemtechniken sehr gute Ergebnisse erzielen können.
Aber lesen Sie selbst…
Beitragsübersicht
In unserer Reihe “Der VR-Effekt” stellen wir Ihnen anonymisierte Fallbeispiele aus der psychotherapeutischen Praxis in Interviewform vor. So erhalten Sie einen Einblick, wie genau virtuelle Therapieszenarien bewährte Methoden der Psychotherapie unterstützen können.
Wo und mit welchen Schwerpunkten sind Sie therapeutisch tätig?
Wie war die Ausgangssituation bei Ihrem Patient, von dem Sie hier berichten?
“Diagnostiziert wurden Erschöpfung und eine anankastische Persönlichkeitsstörung, die sich durch fehlende Geduld, Schwierigkeiten bei der Selbstwahrnehmung und einem starken Drang, sofortige Ergebnisse zu sehen, äußert. Der Patient zeigt seit Jahren chronische Unruhe, die sich im letzten Jahr so stark verschlechterte, dass er nicht mehr arbeitsfähig ist. Trotz Klinikaufenthalten und Medikamentenanpassungen traten keine positiven Veränderungen ein. Der Leidensdruck bleibt hoch, und die körperlichen Symptome belasten den Patienten zusätzlich.“
Warum haben Sie Virtual Reality als Behandlungstool gewählt? Was wäre die Alternative gewesen und wieso haben Sie sich nicht für die Alternative entschieden?
“Eine mögliche Alternative zur systemischen Therapie ist bei mir die Arbeit mit humanistischer Körperpsychotherapie, die ich bereits angewendet habe. Die Fortschritte sind dabei jedoch so gering und anfänglich eher für mich als für den Patienten wahrnehmbar, dass es aufgrund der anankastischen Züge schwierig ist, ihn auch zu Übungen zu Hause zu motivieren. Obwohl er in den Sitzungen Sinn erkennt und leichte Unterschiede wahrnimmt, verzweifelt er zu Hause, weil er sich nicht ausreichend spürt. Um das zu ändern, war VR eine nachhaltigere Methode, um ihn effektiver in den Prozess einzubinden, ins Spüren zu kommen und dann weiter bis zum Explorieren.”
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Wie sind Sie in der Verwendung von VR genau vorgegangen (Vorbereitung, Verwendung, Nachbereitung) und was waren die Ergebnisse für den Patienten & Sie?
“Vorbereitung:
Zunächst erfolgte eine allgemeine Aufklärung über die VR-Brille. Der Patient testete sie im Rahmen der Körperpsychotherapie zur Entspannung, indem er ein Video mit Musik an einem Teich auswählte. Die positiven Effekte wurden in zwei weiteren Sitzungen wiederholt, um Vertrauen aufzubauen und den Effekt der Entspannung zu vertiefen. Anschließend integrierten wir Atemübungen, um die Wirkung weiter zu stabilisieren.
Nächster Schritt:
Nach einer gemeinsamen Analyse der Anamnese wurden passende Videos ausgewählt und zunächst am Laptop gezeigt. Wir starteten mit einem Video zu sozialen Phobien (Einkaufssituation) und schauten dieses zweimal. Durch meine Beobachtung der Körpersprache (z.B. Lippenpressen) konnte der Patient frühzeitig unangenehme Gefühle wahrnehmen und diese mithilfe von Atemtechniken regulieren. So entwickelte er eine bessere Selbstwahrnehmung in VR und wir steigerten die Schwierigkeit auf ein weiteres Video zur Einkaufssituation.“
Was hat sich für Sie in der Arbeit mit Virtual Reality besonders bewährt?
“Entspannung ist rascher spürbar und vertrauensbildend und daher ein fast freudiges oder und hoffungsvolles Einlassen möglich auf die anderen Prozesse. Ein Transport der Übung im Alltag ist leichter vorstellbar, weil es im Setting so realistisch mit der Brille ist.“
Wozu nutzen Sie die VR-Brille vor allem? Was hat sich dadurch für Sie verändert?
“Für meine eigene Entspannung und Meditation hat sich die VR-Brille ebenfalls bewährt. Mein kreativer Esprit ist wieder vollständig zurück, nachdem ich fast ein Jahr schwer an Corona erkrankt war. Therapeutisch folge ich oft meinem Bauchgefühl: Wenn ein Patient etwas erzählt und ich an die Brille denke, überlege ich, wie ich sie einsetzen kann, um das therapeutische Arbeiten zu bereichern. Mittlerweile nutze ich die VR Brille auch diagnostisch und manchmal die VirtuallyThere Mediathek, zuerst auch nur am Laptop. Die Arbeit mit der Brille macht mir Freude.“
Was würden Sie einem:einer Kolleg:in sagen, der:die sich für Virtual Reality interessiert?
“Die VR-Brille bereichert und erleichtert die therapeutische Arbeit, da sie kreatives Arbeiten ermöglicht. Ich kann mich besser auf den Patienten und seine nonverbalen Signale konzentrieren, wodurch der Patient meine Rückmeldungen leichter versteht. Er lernt, sich schon frühzeitig wahrzunehmen und mit seinen Empfindungen umzugehen, bevor es zu einer Eskalation kommt. Dadurch lässt sich die Auslöseschwelle für Angst oder Stress gut herabsetzen – und das sogar einfacher als in realen in vivo Expositionssituationen.”
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